Rezension | Metamorphose am Rande des Himmels | Mathias Malzieu

Klappentext: 

Tom Cloudman, Hobby-Stuntman mit Leidenschaft fürs fliegen, ist unheilbar erkrankt. Doch den Traum vom Fliegen gibt er nicht auf. Nachts schleicht er sich aufs Krankenhausdach und begegnet dort Endorphina, einer geheimnisvollen Frau, die Federn trägt und fliegen kann. Sie macht Tom einen einzigartigen Vorschlag um ihn von seiner tödlichen Krankheit zu befreien…

Meine Gedanken zu dem Buch:

In „Metamorphose am Rande des Himmels“ schafft der Autor eine Brücke zum Thema Krebs. Wir erfahren hier viel über den schleichenden Tod und das schwindende Leben in uns aber auch über unseren Körper hinaus, viel über die Seele eines Menschen. Sowohl traurig, poetisch aber ebenso auch bildlich und humorvoll führt der Autor uns den Kampf des Protagonisten Tom Cloudman vor. Der Protagonist wirkt anfänglich tollpatschig und weit ab von Normalität und verliert während der Geschichte auch nicht seine Kindlichkeit. Die Protagonisten in dem Buch werden herzlich, gefühlvoll und zauberhaft beschrieben. Wie eine wachsende Familie, die ihre schützende Hand über den kranken und dennoch, seinem Traum immer näher kommendem Tom Cloudman legen.

Ich sah mich schon fantastische Länder erkunden, alle Sprachen der Welt lernen und neue erfinden. Aber mein Abenteuer endete, als ich um die nächste Ecke bog und gegen ein besserwisserisches Verkehrsschild knallte. Einbahnstraße, Reise um die Welt in vierundzwanzig Sekunden. Zitat Seite 11

Endorphina, die verzauberte Vogelfrau so verführerisch, intelligent und beschützend, übernimmt die Rolle einer Puppenspielerin, die während der Metamorphose alle Fäden in der Hand hält, um dem Verlauf die richtige Richtung und Geschwindigkeit zu verleihen. Mathias Malzieu schafft in jedem Kapitel und passend zur Situation, die richtige Stimmung durch einzelne Zitate und Handlungen. So dass man als Leser neben den humorvollen Passagen nicht die Trauer oder den Ernst dieser Geschichte verliert. So unnahbar und fantasiereich auch dieses Märchen sein mag, es hinterlässt den Leser nicht nur mit Trauer, sondern mit einem neuen Gefühl für das Leben, die Kraft, die in uns allen verborgen ist und das Gefühl von Liebe.

Im Frühling sterben zu lernen hat seine Vor- und Nachteile. Auf den kurzen Spaziergängen im Park, die man mir großzügigerweise gewährt, fährt mir ein warmer Wind in den Schlafanzug aus Papier und lässt mich spüren, wie schön es ist, am Leben zu sein.Zitat Seite 43

Zur Covergestaltung bleibt nicht viel zu sagen. Wie bereits bei „Die Mechanik des Herzens“ eine wundervolle und passende Illustration, die ihre Sache erfüllt. „Ein Bild spricht tausend Worte“. Liebevolle Details, wie zu Beginn eines jeden Kapitels durch einen kleinen schwarzen Vogel oder einer Feder in Buchstabenform geben diesem Buch ein verspieltes und dennoch edel gehaltenes Design.

Kurz & gut – mein persönliches Fazit:

Mathias Malzieu´s einzigartig poetischer Schreibstil beschreibt so detailliert und kraftvoll Bilder und erzeugt eine eigene Welt fernab von der grauen Realität. Bereits in „Die Mechanik des Herzens“ hatte ich das schöne Glück, dem manch so monotonen Leben zu entfliehen und von einem Leben zu träumen, das außerhalb der uns bekannten Norm geschieht. Auch hier in „Metamorphose am Rande des Himmels“ begeistert der Autor durch Verknüpfung von Alltag und Träumerei. Wie so oft gelobt, schafft er es Erwachsenen Menschen eine andere Art von Märchen zu präsentieren.

Meine Damen und Herren, Tom Cloudman führt seinen letzten großen Stunt vor, ohne Netz und doppelten Boden. Zitat Seite 132

Anknüpfend an den Erfolg des ersten Buches, eine wundervolle Geschichte voller Poesie, Trauer und der großen Kraft der Liebe, die große Träume so nahbar macht. Selbst das bei einem traurigen Abschied auch ein wundervolles neues Leben diesen Schmerz erträglicher machen kann. Mathias Malzieu beherrscht eine besondere Art von poetischem Sprachroulette.

© Rezension: 2013, Aygen 

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