Rezension: Ich würde dich so gerne küssen | Patrycja Spychalski


Titel: Ich würde dich so gerne küssen
Autorin: Patrycja Spychalski
Verlag: cbt Verlag
Genre: Jugendroman
Empfohlenes Alter: ab 13 Jahren
Erscheinungsdatum: 13.02.2012
Ausstattung:  272 Seiten Taschenbuch, Broschur
ISBN13:
978-3-570-30780


Zum Inhalt:

Frieda lernt an ihrem 17. Geburtstag Jeffer kennen, den ihre beste Freundin, die eigensinnige Maja eingeladen hat. Jeffer ist gutaussehend, rebellisch und Musiker. Obwohl Frieda vor ihm gewarnt wird, ist da gleich zu Beginn eine besondere Verbindung zwischen Beiden. Frieda beschließt kurzerhand als ihre Eltern in den Urlaub fahren, Jeffers Angebot anzunehmen und sozusagen zu ihm zu ziehen. Jedoch unwissend, dass ein einziger Kuss sie und ihr Leben verändern wird.

Jeffer! Der Freund und Retter aller weiblichen Wesen, mit Ausnahme von mir, stellt Maja mir den Typ vor... Zitat Seite 5

Meine Gedanken zu dem Buch:

Ich beginne mit der Covergestaltung, die mich anfänglich angesprochen hat. Jedoch musste ich nach dem Lesen feststellen, dass eine andere Coverwahl passender gewesen wäre. Etwas das nicht diese Vertrautheit und Ruhe ausstrahlt, sondern etwas wildes, unbeständiges. Die Protagonisten könnten nicht unterschiedlicher sein und dennoch fesseln sie einen von der ersten Seite ab. Frieda ist eine mehr oder weniger gute Schülerin und eine anständige Tochter. Während Maja ihre beste Freundin, eher zu selbstbewusst und teils berechnend beschrieben wird. Zu Beginn fragt man sich, warum gerade Frieda und Maja so gut befreundet sind und was das besondere an ihrer Freundschaft ist.

In Wirklichkeit wünsche ich mir nichts mehr, als einfach nur schön zu sein. Richtig schön.

Im Laufe der Geschichte erkennt man jedoch auch Majas Einfluss in Friedas Leben und ist auch froh darüber. Denn ohne Maja hätte Frieda Jeffer nie getroffen. Dieser widerrum ist ein Mädchenschwarm, wild, irgendwie auf seine Art romantisch-verrückt und eben durch und durch Musiker, dessen Herz ausschließlich vom Beat der Musik bestimmt wird. Jeffer reißt Frieda aus ihrem langweiligen Alltag und entführt sie in seine Welt, die voll ist von Träumen, guter Musik, Alkohol und Parties. Hierzu ist unbedingt zu sagen, dass Alkohol und die besagten Parties kein negatives Bild vermitteln. Im Gegenteil, es ist in einem vertretbaren Maße beschrieben. 

Frieda ist eher die Zurückhaltende, die Angst hat ihr Herz zu verschenken oder zu verlieren und Jeffer, der unnahbare, der Frieda in sein Leben lässt und sie an seinen Träumen teilnehmen lässt. Während der ganzen Geschichte kommen sich Frieda und Jeffer immer wieder körperlich etwas näher, aber dennoch nur so viel um den Leser weiter zu fesseln. Man spürt die Bindung der Beiden und entwickelt das Bedürfnis auf eine seltsame Art und Weise, mit Frieda tauschen zu wollen. Obwohl sie jede Minute gemeinsam verbringen und sich sogar tageweise komplett von der Außenwelt ausschließen, entwickelt sich zwar eine innige Liebe zwischen den Beiden, die allerdings nicht physisch ist.

Die Autorin schreibt hier aus Sicht von Frieda und ermöglicht dem Leser sozusagen alle Hochs und Tiefs direkt aus Sicht der Protagonistin zu erleben und zu spüren. Immer wieder hofft man, dass Frieda die Initiative ergreift und auf Jeffer zugeht, dass sie sich bei so viel Nähe und intimen gemeinsamen Momenten auch in die Arme fallen. Während sich im Laufe der Geschichte Frieda weiterentwickelt und auch erwachsener wird, hat man bei Jeffer den Eindruck, dass er wie zu Beginn bereits an seiner Lebenseinstellung und seinem jugendlichen Verhalten stets festhält. Trotz seiner Verrücktheit wird Jeffer dennoch so fürsorglich, sanft und sensibel beschrieben und man möchte die Person sein, die ihm Geborgenheit und Sicherheit gibt, wissend dass selbst das ihn nicht aufhalten kann.

Kurz & gut - mein persönliches Fazit:

Man sollte hier keine klassische Liebesgeschichte erwarten, was anfänglich so erscheint, hält dank aufregender und spannender Passagen von der Ersten bis zur letzten Seite den Leser gefangen. Immer wieder wenn man denkt, gut jetzt aber passiert genau das was ich erwartet bzw. vorausgesehen habe, wird man eines besseren belehrt. Eine Geschichte, die melancholisch macht und einen sehr berührt. Am Ende bin ich fast verzweifelt, weil ich immer noch auf das Ende in meinem Kopf gehofft habe. Dennoch trotz unerwartetem Ende mochte ich die Geschichte sehr und würde gerne wissen, wie es weitergeht. Was aus Frieda, Maja, Jeffer & Co. geworden ist. Wer ungewöhnliche Erlebnisse mag und nicht auf eine Teenie Love Story versessen ist, sollte sich diesen Roman nicht entgehen lassen. Die Altersangabe finde ich passend gewählt, wie gesagt, trotz der Parties und dem ein oder anderen Bier, Whiskey das in der Geschichte erwähnt wird, liegt hier der Fokus auf der besonderen Beziehung zwischen Jeffer und Frieda und ihrer ungewöhnlichen Liebe. 

© Rezension 2013: Aygen


Über die Autorin:

Patrycja Spychalski, geboren 1979 in Starogard, Polen, zog im Alter von neun Jahren mit ihren Eltern nach Berlin. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Schauspielausbildung, wandte sich dann aber einem ganz anderen Bereich zu: Seit 2002 arbeitet sie in vielfältigen sozial-kulturellen Projekten mit Kindern und Jugendlichen. Sie schrieb schon mehrere Kurzgeschichten für Anthologien, bevor sie ihren ersten Roman „Ich würde dich so gerne küssen“ verfasste. Ihre große Liebe gilt der Rockmusik - selbstverständlich neben ihrem Freund, ihrem kleinen Sohn Juri und ihren beiden neurotischen Katzen, mit denen sie in Berlin lebt.

Labels: , ,