Rezension - Oskar und die Dame in Rosa

Oskar und die Dame in Rosa
von Eric-Emmanuel Schmitt



Verlag: Fischer Verlag
Originaltitel: Oscar et la dame rose
Übersetzung: Aus dem Französischen von Annette und Paul Bäcker
Genre: Erzählung/en
Ausstattung: 112 Seiten, Pappband
Erscheinungsdatum: 23. Mai 2012
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596161317
Preis € (D) 7,00





Klappentext
Auf wundersame Weise durchlebt Oskar ein ganzes Menschenleben: erste Liebe, Eifersucht, Midlife-Crisis und das Alter.

Inhalt:
Der zehnjährige Oskar ist Krebskrank und zwar bereits im Endstadium. Seine Eltern sprechen kaum mit ihm, versuchen ihm bei den Besuchen, so gut es geht auszuweichen, indem sie die ihm mitgebrachten Geschenke auspacken und die Zeit mit Lesen der dazugehörigen Gebrauchsanweisungen verbringen. Oskar fühlt sich schuldig, weil alle um ihn herum ihn traurig ansehen und er doch überzeugt ist, das er alles in seiner Macht stehende tut, um wieder gesund zu werden. Er nimmt seine Medikamente pünktlich und ist bei den schmerzhaften Behandlungen und Operationen auch immer ganz tapfer. Leider vergebens...
Eines Tages lernt er Madame Rosa kennenlernt, die er liebevoll "Oma Rosa" nennt. Madame Rosa war früher Catcherin und erzählt gar abenteuerliche und lustige Geschichten, so dass Oskar eine andere, eine neue Sichtweise über das Leben lernt. Oskar fängt auf Oma Rosas Wunsch an, sich in Briefen an den lieben Gott mitzuteilen.
"Nur der liebe Gott darf mich wecken"
Seite 105
Handlung/Charaktere:
Der Autor Eric-Emmanuel Schmitt schildert auf mitreißende und ergreifende Weise das Leben bzw. die verbleibenden Tage des totkranken zehn jährigen Oskars. Madame Rosa erzählt ihm von einer Legende aus Ihrer Kindheit und lässt Oskar im Glauben, dass er die verbleibenden 12 Tage bis Weihnachten jeden Tag wie 10 Jahre seines Lebens erleben wird. Oskar wird praktisch von Tag zu Tag 10 Jahre älter und erlebt somit die wichtigsten Phasen im Leben eines Menschen in kürzester Zeit. Seine Erlebnisse beginnt er anfänglich widerwillig in Briefen an Gott zu schildern.
"Weil schreiben wie Lametta ist, Firlefanz, Schmus, Kokolores und so weiter. Schreiben ist nichts anderes als Schwindeln mit Schnörkeln drum herum. Erwachsenkram."
Seite 9
Oskar schildert auf lustige und zugleich traurige Art sein Leben von Tag zu Tag. Er entwickelt mit der Zeit ein besonderes Verständnis für Ereignisse und Erlebnisse, jedoch immer mit dem richtigen Maß an kindlicher Naivität. Er wirkt nicht gekünstelt oder durch den Autor zu einem Sonderling erschaffen. Er hinterlässt den Eindruck eines klugen Jungen, der ganz genau weiß was ihn erwartet. Oskar ist genervt von seinen Eltern, er tituliert sie als dumm, ihr verhalten ihm gegenüber und ihre Angst vor der Krankheit macht Oskar rasend. Jedoch versucht er sich nicht mehr darauf einzulassen oder wieder die Aufmerksamkeit seiner Eltern zu gewinnen.
"Wenn ich mich damit beschäftigen würde, was Blöde denken, bliebe mir keine Zeit mehr für das, was intelligente Leute denken"
Seite 34
Wir begleiten Oskar bis in den Tod. Jeden Tag erzählt er in dem Brief an Gott, 10 weitere Jahre seines Lebens, an einem Tag erlebt. Seinen ersten Kuss, die Eifersucht, sogar das Alter und zuletzt seinen Glauben und die Hoffnung an Gott. Er betrachtet ihn als Freund und erhofft sich sogar einen Besuch. Die Zärtlichkeit zu seinem stärker werdenden Glauben an Gott findet sich in den kleinen Wörtern, wie zum Briefende immer mit einem Küsschen und der Hoffnung auf den nächtlichen Besuch. Oskar hat die Gabe, Menschen durch sein Einfühlungsvermögen zu berühren und Ihr Herz zu gewinnen. Somit fällt es einem von Seite zu Seite richtig schwer, Abschied von ihm zu nehmen.

Meine persönliche Meinung:

Ich bin eine große Anhängerin von Eric-Emmanuel Schmitts Büchern. Ich liebe seinen Schreibstil. Selbst wenn ich nicht wüsste, dass es von ihm ist, würde ich behaupten, seinen Stil zu erkennen. Ich mag die Art, wie er schwierige Themen aufgreift und sie immer auf eine einfache und doch irgendwie poetische Art und Weise begreiflich macht. Wenn man an sein Werk "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" denkt, ist es nicht anders. Oskar und die Dame in Rosa ist wieder ein Buch mit Tiefgang. Es löst Trauer aus und gleichzeitig zaubert es einem hier und da ein Lächeln auf die Lippen. Eric-Emmanuel Schmitt ist ein großartiger Schriftsteller mit Mut für schwierige und tiefgründige Themen wie Religion, Liebe, Leben und Tod.

Rezension von Aygen

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