Rezension: Zum Teufel mit Barbie | Sylvia M. Dölger


Die adoptiere Halb-Thailänderin Sue ist mit ihrer momentanen Situation recht unzufrieden: Sie steht kurz vor ihrem 18.ten Geburtstag und alles verändert sich um sie herum.  In der neuen Berufsschule findet sie keinen rechten Anschluss und ist eher eine Außenseiterin, ihre beste Freundin hat nun einen neuen Freundeskreis und entfremdet sich von Sue und zu allem Überfluss liegen ihr ihre Eltern ständig auf der Tasche, mit Ihnen zusammen eine Reise nach Bangkok zu unternehmen. Dort soll sie ihre leibliche Mutter und ihre wahren Wurzeln kennen lernen. Zu hause am ihrem PC blüht sie aber auf; als "Manga_girl" macht sie die virtuelle Welt unsicher, sammelt zahlreiche Freude und Fans in den verschiedensten Social Networks und chattet die halbe Nacht.
Aber dann muss Sue bitter erfahren, wie leichtsinnig sie war - denn nicht jeder in dieser virtuellen, scheinbar sorgenlosen Welt ist das, was er vorgibt zu sein. Plötzlich befindet sie sich in großer Gefahr.
Leicht panisch beschließt Sue, einfach abzuhauen, erst einmal alles hinter sich zu lassen. Der billigste Flug, den sie erwischen kann, bringt sie ... ausgerechnet nach Bangkok!
Sue´s Flucht entwickelt sich zu einer aufregenden Reise.

Handlung & Charaktere:

Sylvia M. Dölger hat mit diesem eBook "zum Teufel mit Barbie" einen sehr ansprechenden Roman über das Erwachsenwerden erschaffen. Sie zeigt anhand von Sue auf, wie schwierig dieser Weg manchmal sein kann und schnell man sich dabei auf die falschen Menschen verlassen kann, weil man den einfacheren Weg wählte. Gleich mehrere, für junge Menschen sehr relevante Themen werden von ihr gekonnt verarbeitet - Adoption, virtuelle Welt und Selbstfindung.  Die Umsetzung erfolgte auf eine angenehme und sehr leichte Weise, so dass der Roman trotz der thematischen Brisanz nie wirklich zur "Schweren Kost" wurde - aber trotzdem zum Nachdenken anregte. Erzählt wir die Geschichte aus der Sicht der 17-jährigen Sue, was sehr viel Einblick in die jugendliche Gefühls- und Gedankenwelt zulässt. Daher erwartet den Leser auch zu Beginn ein sehr umgangssprachlicher Schreibstil. Es ist einfach ihre jugendliche Art, nichts verschönert, genau so geschrieben, wie sie denkt. Auf Ihrer Reise in Bangkok, die gleichzeitig auch ihre Reise zur Selbstfindung wurde, ändert sich ihre Ausdrucksweise und man merkt daran, dass sie durch ihre Erfahrungen an Reife gewinnt.

Zu Beginn erscheint sie sehr trotzig, etwas aufmüpfig und auch leicht stur und eigensinnig. Sie fühlt sich von ihrer Freundin versetzt und im Stich gelassen. Kann es noch nicht recht akzeptieren, dass sich alle weiter entwickeln auf dem Wege des Erwachsen werdens und sich somit auch verändern. Von ihren Eltern fühlt sie sich unter Druck gesetzt. Sie hat kein Bedürfnis, ihre leibliche Mutter kennen zu lernen. Zumindest sagt sie das. Unbewusst hat sie vielleicht auch einfach Angst davor.  Sue fühlt sich bei ihren Adoptiveltern wohl - es sind IHRE Eltern, von ihnen wurde sie großgezogen. Dieses Thema wurde sehr gut aufgegriffen und umgesetzt - Ihre Gedanken und Gefühle sind schön dargestellt, vor allem später, als sie ihrer leiblichen Mutter tatsächlich gegenüber steht.

Ein anderes großes Thema, das Syliva Dölger in dem Buch aufgegriffen hat, ist das leider sehr oft vorkommende, leichtsinnige Verhalten im Umgang mit dem Internet im Allgemeinen und den Social Networks im Speziellen. Zu schnell verliert man den Bezug zum wahren Leben, vor allem, wenn man da gerade enttäuscht wurde oder auch gestresst ist., vielleicht auch nicht wirklich beliebt ist. In der Anonymität des Netzes findet jeder seinen Platz, aber oftmals stecken hinter den "Freunden" böse Überraschungen, die nicht selten gefährlich enden. So auch in Sue´s Fall. Sie hat sich von Jimmy´s schönen Worten einlullen lassen, weil sie ihre Seele gut getan haben. Und so hat sie gar nicht weiter nachgedacht und tappte direkt in die Falle.

Die Thailand-Reise gestaltet sich als sehr turbulent, aber Sue gewinnt dadurch einiges an Lebenserfahrung. Die Begebenheiten des Landes im Bezug auf junge Frauen ist sehr sensibel dargestellt und regt zum Nachdenken an.
Die Beschreibung des Umfeldes ist sehr gut gelungen, so dass man das Gefühl hat, man befindet sich an der Seite von Sue in Bangkok.

Mein Fazit:

"Zum Teufel mit Barbie" ist ein sehr gelungener Jugend-Roman, der trotz der Kürze (etwa 156 Seiten / eBook) sehr komplex gestaltet ist. Das eBook ist leicht und angenehm zu lesen und ich habe es gleich an einem Stück durchgelesen. Die Themen sind ausführlich und gut dargestellt und schön miteinander verbunden. Mir hat das eBook sehr zugesagt und finde es wirklich sehr empfehlenswert. Empfehlenswert nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene. Speziell Eltern, die gerne einmal hinter die Fassade eines jungen Mädchens auf dem Weg zur Frau blicken möchten.

© Rezension, Alexandra

[alexandra]

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