Im Gespräch mit Autorin Diana J. Jakobs-Waibel


Zuerst natürlich einmal ein "Herzliches Willkommen" und vielen Dank für Deinen Besuch im Bücherkaffee und dass Du Dir Zeit nimmst, meine Fragen zu beantworten.
Gleich mal eine neugierige Frage vorab: Mit welchem Getränk kann man Dir größere Freude bereiten? Kaffee oder Tee? Lieber gemütliches Straßencafe oder doch eher würzig-duftendes Teehaus?
© Diana Jakobs-Waibel
Erst einmal lieben Dank für die Einladung. Ich bin leidenschaftliche Teetrinkerin. Am liebsten im Straßencafé mit einem Tee aus frischer Minze, Ingwer, Limette. Weißen Tee oder Jasmin Tee trinke ich auch sehr gerne, allerdings nur, wenn er ganz kurz gezogen ist.

Stell Dich doch bitte kurz den Lesern vor. Wer ist Diana J. Jacobs-Waibel? 
Diana ist bunt, vielfältig, offen, neugierig, gegensätzlich. Sie liebt Lakritz. Morgens sollte man sie vor dem ersten Tee allerding lieber noch nicht ansprechen. 
Manchmal ist sie ein wenig chaotisch und sucht dann Schlüssel, Brille und Schuhe. Davon hat sie einige Paare. Wenn es aber ums Arbeiten geht, ist sie äußerst eigen. Da darf auf ihrem Schreibtisch nichts weggenommen, zugelegt oder verändert werden. 

Wie bist Du zum Schreiben gekommen und seit wann schreibst Du? 
Als Kind habe ich sehr gerne geschrieben, verlor aber die Lust, als meine geschriebenen Texte vor lauter Korrekturen immer ganz rot waren.  Durch den Satz meiner Tochter „ Die Lehrerin hat gesagt, es gibt keine Drachen mehr“, fing ich wieder an zu schreiben. 

Wer oder was beeinflusste Dich in der Wahl deines Berufes als Autorin? 
Sagen wir es mal so, der Beruf hat mich gewählt. Beeinflusst durch Kinder, die immer wieder Fragen, „Warum? Warum gibt es das nicht?“  

Übst Du nebenher noch einen weiteren Beruf aus und wenn ja, welchen? 
Ich bin Entspannungstrainerin für Kinder und Jugendliche. Dadurch kann ich Kindern einen Raum zum Träumen und entspannen geben. 
Zusätzlich bereite ich mich auf die Prüfung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie vor. 

Der Weg von einer Idee zum fertigen Manuskript:
Wie sieht dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest du das Schreiben? Skizzen und Notizen samt Post-it-Sammlung oder alles ordentlich mit System am PC? Hast Du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen? 
Als ich anfing, die „Wandelwelt“ zu schreiben, habe ich mich eine Woche an die Ostsee verkrümelt. In dieser Woche entstand die erste Rohfassung von dem Kleinen Wesen. 
Damals dachte ich „wow“, so schnell kann man ein Buch schreiben. Allerdings nicht wissend, das es fünf weitere Jahre brauchte, um zu wachsen. 
Es kam immer wieder die Frage “Wo wohnen denn die Kleinen Wesen, wie sieht es da aus?“ 
„So wie ihr es euch vorstellt“ war meine Antwort. Keine sehr befriedigende für meine kleinen Testleser. Sie wollten einen Rahmen, in dem sie sich bewegen konnten. Und da war sie, meine Schreibblockade. Mich blockierte meine Grundidee, den Kindern einen Platz zum Träumen zu lassen. Ich wollte ihnen nicht vorgeben, wie es bei den Kleinen Wesen aussieht. Ich ließ das Buch fast ein Jahr ruhen. Dann kam endlich der Erlösende Satz: „Und die „Wandelwelt“ sieht genau so aus, wie du sie dir vorstellst.“ 
Und mit der „Wandelwelt“ kamen nach und nach „Nubila“, Tipps und die Idee von weiteren Kleinen Wesen.  Als ich das Buch weiterschrieb, habe ich oft nachts geschrieben. Es gibt eine magische Zeit in Hamburg, wo alle und alles schläft.  Eingekuschelt in einer Decke, mit dicken Socken, einer Tasse Tee und Kerzenlicht am Schreibtisch sitzend, kommen mir in diesem Moment die schönsten Ideen. 
Dieser ganze Prozess hat fast sechs Jahre gedauert, bis ich bereit war, die „Wandelwelt“ in unsere Welt zu entlassen.  Da ich ein sehr visueller Mensch bin, habe ich im Schreibprozess immer eine Sammlung von Bildern, Skizzen und Notizen neben mir hängen, liegen oder auch im Rechnern und Ordnern abgespeichert. 

Folgst Du bestimmten Ritualen im Schreib-Alltag? (z.B. eine Lieblingstasse, die IMMER neben dem PC stehen muss, etc.) 
Ich habe immer einen Tee neben mir stehen und ganz leise Musik im Hintergrund, die mich soweit entspannt, dass die Gedanken fließen können. 

Was bereitet dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches? 
Das kann ich gar nicht so genau sagen. Wenn die Idee einer Geschichte da ist, habe ich eine gewisse Ahnung in welche Richtung das Ende gehen könnte. 
Wenn ich allerdings etwas bei der „Wandelwelt“ gelernt habe, dann ist es das, dass die Dinge auf einmal ganz anders ausgehen können, als ich dachte.  Von „Tipps“ z.B. wusste ich am Anfang noch nichts und auf einmal schlich sie sich ins Buch. 

Welches gelesene Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken? 
Da gibt es so einige. Eines das ich immer wieder lese, ist z.B „Die Welt der 1000 Ebenen“ und „Die drei Lichter der kleinen Veronika“. Ein Buch das 1912 mit unglaublich brillanten Sätzen in Wort und Inhalt von Manfred Kyber geschrieben worden ist. 

Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten? 
Fantasy 

Mit welcher literarischen Figur würdest Du gerne einmal einen Tag verbringen? 
Peter Pan 

Da ich selbst blogge, interessiert mich dies besonders: Dank der Social Networks ist der Kontakt zwischen Autorin und deren Fans viel intensiver geworden. Fluch oder Segen? Wie stehst Du persönlich dazu? 
Ich empfinde das als Segen. Ich hätte mir damals auch die Möglichkeit gewünscht, mit dem einen oder auch anderen, in den Kontakt zu kommen. Fragen zustellen und an der Autorenwelt teilzunehmen. Ich finde das absolut spannend. Und auch im Umkehrschluss, ist es für mich als Autorin großartig zu sehen, was meine Leser beschäftigt, was sie anspricht und wer überhaupt meine Leser sind. Es ist nicht mehr abstrakt, der Kunde, der Leser oder der Käufer, sonder dahinter steht ein Gesicht, ein Mensch und eine Geschichte. 

Im August 2011 hast Du Das Kinderbuch „Wandelwelt 01, Noumi-Minou“ veröffentlicht. Du arbeitest als Enspannungstrainerin und zukünftig auch als Heilpraktikerin für Psychotherapie mit vielen Kindern zusammen. Haben dich die Erfahrungen aus dieser Zusammenarbeit dazu bewegt, dieses Buch zu schreiben?
Hast Du das Gefühl, dass immer mehr Kinder ihr Feingefühl für ihre Fantasie – für ihr kleines Wesen – verlieren? 
Ausgelöst durch den Satz meiner Tochter „ Die Lehrerin hat gesagt....“, habe ich mich mit vielen Lehrern, Pädagogen, Eltern und Kindern unterhalten. 
Es hat sich raus kristallisiert, dass mit Eintritt in die Schule, Buchstaben, Zahlen, Logik, den Vorrang haben. Es ist weder Zeit und Patz da für Tagträumereien und bunte Fantasien. Die Blätter haben grün oder herbstlich zu sein und nicht rosa. 
Der Schulstoff nach Lehrplan muss termingerecht durchgenommen werden. 
Nach der Schule ist dann oft Klavier, Fußball, Reiten und „Hör auf zu träumen und konzertiere dich besser auf deine Hausaufgaben“ angesagt.  Viel Platz zum „sein dürfen“ zum Träumen, haben unsere Kinder nicht mehr.  So ist die Idee zum Buch entstanden. Ich wollte ihnen einen Platz schaffen, in der Drachen erlaubt sind und Sätze wie „Das gibt es nicht“ verboten.  Um hier nicht missverstanden zu werden, Hobbys sind wichtig, aber bitte in Maßen.  In meiner Arbeit als Entspannungstrainerin verfolge ich den gleichen Weg. Ich gebe den Kindern eine Raum zum Luftholen und ein Werkzeug in die Hand, um mit all den Ansprüchen umgehen zu können. 

Ich habe mich früher gerne und oft in Tagträumereien und Fantasiereisen verloren, oft wurde ich gefragt: „Na, wo geisterst du gedanklich wieder herum?“. Heute passiert das seltener, viel Stress und Aktivitäten nehmen den Raum ein. Glaubst du, Kinder sind heute schon zu früh zuviel Stress ausgesetzt? 
Ich glaube und erlebe es definitiv so, dass unsere Kinder in unserer heutigen Zeit und Gesellschaft zu viel Stress erleben. 

Und was rätst Du den Erwachsenen? Was können sie tun, um wieder zu ihrer Fantasie zu finden? 
Ich denke Erwachsene müssen ihre Fantasie nicht wirklich finden, sondern sie sich erlauben und zulassen.  Der Killer von Fantasie und Kreativität sind Sätze wie, „Das geht nicht, das ist unmöglich, das ist doch totaler Quatsch, das funktioniert nicht“, um nur ein mal ein paar zu nennen. 
Für mich funktioniert es, wenn ich mir vorzustelle, dass ich an einem Ort bin, wo alles möglich ist, alle Ideen und Gedanken erlaubt sind und ich nicht scheitern kann. 

Magst Du meinen Lesern kurz dein kleines Wesen Naadi beschreiben? 
Naadi ist sehr erfinderisch, besonders dann, wenn sie Lakritz naschen möchte.  Manchmal eine kleine Chaosqueen und manchmal sehr resolut.  Sie kann ohne Punkt und Komma reden, aber auch wundervoll zuhören.  Oh, hartnäckig ist sie auch. Besonders dann, wenn sie meint, ich höre ihr nicht zu. Dann macht sie die komischsten Sachen, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber auf der anderen Seite ist sie auch sehr geduldig mit mir. 
Immer wenn ich einen Anflug von „das geht nicht, das kann ich nicht“, bekomme, tippt sie mich an und sagt „Diana‚ „kann ich nicht, gibt es nicht‘, das sind deine Worte“. 
Und dann - dann kann ich meistens doch. 

Hast auch Du dein kleines Wesen erst wieder in Erinnerung rufen müssen? 
Naadi ist während einer Vorlesung in meinem Studium zur Kommunikations-Designerin oben links, auf meinem Blatt erschienen. 
Ich hatte sie in der Tat vergessen. Etwas, was sie ganz und gar nicht toll fand. 

Die „Wandelwelt“ ist ein Fortsetzungsband. Wann dürfen wir uns auf eine neue „Wandelwelt“-Geschichte freuen? Magst Du uns schon etwas darüber verraten? 
Es wird auf jeden Fall weitere „Wandelwelt“-Geschichten geben. 
Die nächste handelt von dem Kleinen Wesen „Sielas“ und seinem Menschen-Kind „Eliass“. 
Das kleine Wesen „Noumi“, ihr Menschen-Kind „Minou“ und „Tipps“ sind natürlich auch wieder mit von der Partie.  Allerdings kann ich noch nicht genau sagen wann und in welcher Form sie erscheinen wird. 

Das Buch ist geschmückt mit sehr ansprechenden Illustrationen, die in schönem Einklang zur Geschichte stehen. Erzähle uns doch kurz etwas darüber. Wer hat sie gezeichnet? 
Gezeichnet hat sie meine Freundin Kerstin Zemke. Wir haben damals zusammen unsere Ausbildung gemacht und uns zufällig in Hamburg wiedergetroffen. 
Für die „Wandelwelt“ hatte ich eine ganz bestimmte Farbenwelt und einen bestimmten Stil im Kopf. Ich wusste, wenn einer das so umsetzten konnte, wie ich es wollte, dann war Kerstin es. 
Nach dem wir besprochen hatte, welche Motive umgesetzt werden, legte sie los. 

Du hast einen eigenen Verlag gegründet – „Finde Fantasie“ in Hamburg. Wirst du ausschließlich Deine eigenen Werke publizieren oder ist auch eine Zusammenarbeit mit weiteren Autoren geplant? 
Sagen wir es mal so, ich bin offen für alles und mal sehen, was sich in der Zukunft noch so entwickelt. 

Was macht Diana, wenn sie gerade nicht hinter dem Schreibtisch sitzt? 
Dann findet sie Fantasie, ist Mama, Ehefrau, Entspannungstrainerin, Seminarleiterin, Hunde und Pferdebesitzerin, in der Krippe bei den ganz Kleinen, Freundin, am Meer, im Wald, in der Schanze, auf Reisen, in der Nacht, im Tag, liest Bücher, hört Audiobücher, Musik, lernt Gitarre, Spanisch, meditiert, pustet Seifenblasen oder – macht auch einfach mal nichts und trinkt ein Tee. 
Natürlich ist die Aufzählung austauschbar, nicht festgelegt und kann jederzeit in der Reihenfolge geändert werden....

Was ist das Verrückteste oder Lustigste, was Du je erlebt hast? 
Ich bringe mich teilweise selber in völlig verrückte Situationen. 
Meine aktuelle Tat, –mich völlig untrainiert zum Hamburger Elbrace angemeldet zu haben und 5km in 15 min. laufen zu wollen –, ist so eine. 
111 Läufer gegen die Cap San Diegeo auf und an der Elbe. 
Ich schaffe das! 

Wer oder was macht Dich besonders glücklich? 
Wenn ich bewusst glücklich sein möchte, fahre ich ans Meer. 
Sonst sind es die kleinen und auch großen Dinge in meinem Alltag, die mir ein glückliches Lächeln auf das Gesicht zaubern. Ein Buch, was sich verkauft hat, ein Klienten-Kind das sich mir öffnet, ein Erfolgserlebnis meiner Kinder, zu wissen das jemand für mich da ist, ein Stück Schokolade zur Richtigen Zeit. Es sind für mich eher die Kleinigkeiten als das große „Besondere“. 

… und was stimmt Dich eher nachdenklich? 
Ungerechtigkeiten, Ignoranz und der Tunnelblick einiger Mitmenschen. 

Verrätst Du uns Dein ganz persönliches Rezept für gute Laune? 
Laute Musik und neue High Heels, da bin ich doch ganz Frau.


Vielen herzlichen Dank für Deinen Besuch im Bücherkaffee und für das nette Interview. Ich hoffe und wünsche es mir, dass wir noch viel von Dir hören bzw. lesen werden! Alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft!

[alexandra]

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