Rezension: Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid | Gabriella Engelmann


Haut so weiß wie Schnee, Lippen so rot wie Blut, und Haare so schwarz wie Ebenholz - die siebzehn-jährige Sarah strahlt eine natürliche Schönheit aus, die Ihrer Stiefmutter Bella wahrlich ein Dorn im Auge ist. Sarah lerne ihre leibliche Mutter nie kennen, denn sie starb schon bei ihrer Geburt und mit Bella konnte sie nie wirklich warm werden. sie spürte schon früh, in Bellas Haus nicht erwünscht zu sein und kann auch nicht verstehen, was ihr Vater nur an dieser Frau findet. Scheinbar weiß auch er das nicht mehr und drückt sich um die Verantwortung, indem er mehr Zeit auf berufliche Reisen in weit entfernte Länder als zu Hause verbringt. Als Sarah dann auch noch zu einem Fototermin in einer der renommiertesten Modellagenturen Hamburgs eingeladen wird, ist für Bella klar: "Schneewittchen" Sarah muss beiseite geschafft werden!
Welch ein Glück für Sarah, dass sie unerwartet Zuflucht in der "Zwergen"-WG findet. Denn so sehr sich ihre Stiefmutter auch bemüht, ihre neugewonnenen Freunde haben ihr Schneewittchen sehr ins Herz geschlossen und geben auf sie acht und beschützen Sie, wann und wo immer es geht. Ob es letzten Endes der Apfel ist, der ihr zum Verhängnis werden könnte?

Handlung & Charaktere:

Wer bekam nicht in seinen Kinderjahren das Märchen "Schneewittchen und die sieben Zwerge" vorgelesen und wessen Kinderherz schlug nicht höher bei dieser wunderschönen Geschichte? Schneewittchen gehört zu den prägenden Teilen der Kindheit, jedem bleibt es in Erinnerung. Gabriella Engelmann hat es geschafft, mit dieser modernen Fassung von Schneewittchen diese schönen Erinnerungen wachzurufen. Die ständig wiederkehrende Parallelen bringen den Leser zum Schmunzeln.
Der Schreibstil ist angenehm leicht zu lesen und auch der sprachliche Stil sehr Jugendbuch-gerecht gehalten. Das Buch ist in zwei Handlungsstränge aufgeteilt. Der erste Strang dreht sich  um "Schneewittchen" Sarah. Ihre Erlebnisse werden auch aus ihrer Sicht erzählt, was viel Einblick in ihre sehr durcheinander geratene Gefühlswelt und in ihre Gedanken zulässt. Im zweiten Strang wird der Leser Zeuge der bösartigen Machenschaften der Stiefmutter Bella. Diese Kapitel werden aus der Erzähler-Perspektive dargestellt und von Bella wird nur in der 3.ten Form gesprochen. Besonders hervorzuheben ist hier der bewusste Stimmungwechsel zwischen den einzelnen Handlungssträngen, der sich augenblicklich auf den Leser überträgt. Wenn "Die Frau" ihren Spiegel befragt oder ihren bösen Gedanken nachhängt, wird automatisch auch die Lesestimmung düsterer und es stehlen sich Bilder einer düsteren Kammer in den Kopf, aus der nur der Spiegel ein helles Leuchten abgibt, wenn er sagt:

"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, 
aber Schneewittchen über den Bergen
bei den sieben Zwergen
ist noch tausendmal schöner als Ihr."

Die einzelnen Charaktere sind sehr schön und liebevoll herausgearbeitet. Sarah, ein eher etwas ruhigeres, aber doch offenes Mädchen, entdeckt mit ihren siebzehn Jahren die aufregende Gefühlswelt der Liebe, die auch - dem Alter entsprechend - noch etwas sprunghaft ist. Sehr schön ist aber auch, dass sie sehr engagiert ist. Dass sie nicht nur an ihre eigenen Vorteile denkt, sondern auch schonmal ein teuer bezahltes Casting sausen lässt, um ihren eigenen Prinzipien treu zu bleiben. Bella hingegen kommt beim Leser genau so an wie beabsichtigt: Böse, hinterhältig, egoistisch - schlichtweg falsch. Schon nach wenigen Seiten ist die Sympathie für sie beim Gefrierpunkt angelangt.

Die "Zwerge" sind ein Kapitel für sich, sehr amüsant und doch auch sehr liebevoll in ihrer Charakteristik dargestellt, treffen hier sieben Jungs aus den unterschiedlichsten Bereichen mit den unterschiedlichsten Charakteren zusammen. Vom Teilzeit-Veggie-Koch, über den angesagten DJ, dem Esoteriker, dem Versicherungsmakler, dem germaistikstudierenden Bücherwurm, dem kühl-arroganten Texter bis hin zum Schauspieler ... hier treffen Welten aufeinander, die aber wunderbar miteinander harmonieren. Mehr möchte ich dazu aber auch nicht verraten, damit der Lesespaß erhalten bleibt. Und keine Sorge: Die vielen Namen der Zwerge sind zum immer wieder schnellen Nachschlagen gleich auf den ersten zwei Seiten aufgegliedert - zusammen mit den wichtigsten Charaktereigenschaften. So geht beim Lesen wirklich nichts verloren und man muss sich nicht den kopf zerbrechen, wei man sich denn nur die ganzen Namen behalten soll.

Mein Fazit:

Eine wirklich gelungene und bezaubernde Neuauflage des Schneewittchen-Märchens - umgesetzt in unsere heutige Zeit. Ich habe dieses Buch zweimal gelesen und zweimal konnte es mich begeistern und zum Lachen bringen. Ein schöner Jugendroman, der auch bei den Erwachsenen schöne Erinnerungen wachruft. Ein Jugendroman, der genau wie sein "Märchen-Vorgänger"  seine Leser darauf aufmerksam machen möchte, dass Neid - egal in welcher Form - zu nichts führt außer dazu, dass dieser innerlich zerfrisst und zuletzt nur Hass hervorruft. Neid zerstört die eigene Schönheit von innen.
Ich habe das Lesen dieses Buches sehr genossen und mich über einige unbeschwerte Lesestunden mit Sarah und den Zwergen-  vor allem mit dem herzigen JamieTim gefreut! Ihr wollt wissen, wer JamieTim ist? Lest das Buch, es lohnt sich :)

Rezension: Alexandra Zylenas


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